Als das Spiel im April 18 erschien, landete es leider erst mal auf dem Pile of Shame. Und mit jeder verstreichenden Woche verblasste die Erinnerung daran. Zum Glück hatte ich mit einem Kollegen durch Zufall über das Spiel gesprochen und beschloss, endlich selber ins Frostland aufzubrechen und den Resten der Zivilisation eine warme Heimat zu bieten.
Dies ist der Auftakt einer ganzen Reihe von Artikeln über das Spiel. Mittlerweile habe ich die Kampagne durch, zwei Szenarien gespielt und einige Endlosspiele hinter mir. Aber der Reihe nach.
Dieser Artikel soll sich mit dem Spiel an sich und meinem ersten Versuch beschäftigen eine Stadt in frostiger Umgebung zu errichten. Um eines gleich vorweg zu nehmen: ich bin kolossal gescheitert.
Das Spiel beginnt mit einem eindrucksvollen Vorspann. Grafisch nicht überragend aber die Stimmung, welche das Spiel ausmacht, hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt der ewige Winter. Anfangs noch belächelt, begreifen die Menschen bald, dass er nicht enden wird. Unsere modernen Gesellschaften versinken in Anarchie. Um das Licht der Zivilisation nicht verlöschen zu lassen, beginnt das britische Empire riesige Generatoren zu bauen um im Norden nach der Ursache für den Winter zu suchen. Weitab von der im Chaos versinkenden Menschheit sollte eine kleine Elite überleben.
Nachdem riesige sogenannte Dreadnoughts mit den Generatoren losgeschickt wurden, folgten auch bald eine tapfere Schar von Menschen um zu überleben. Den Strapazen der Reise waren nur die stärksten gewachsen, so dass schlussendlich nur eine kleine Schar von Menschen den Zielort erreicht.
Und so beginnt auch schon das Spiel.
Man beginnt mit einem Generator, 80 Einwohnern und wenigen Rohstoffen.
Der Generator benötigt Kohle, die muss aber erst einmal gesammelt werden. Im Krater, in dem man seine Stadt baut, liegen fürs erste Rohstoffe in Form von Holzkisten, kleinen Kohlehaufen und Stahltrümmern. Diese lassen sich abbauen indem man Arbeitskräfte zuweist.
Bis ich herausgefunden hatte wie man alles einstellt und welche Gebäude am Anfang sinnvoll sind, war der erste Tag auch schon vorbei. Also hatte ich kaum Kohle gesammelt, geschweige den Unterkünfte für meine frierenden Einwohner gebaut. Bei minus Zwanzig Grad Celsius bestrafte mich das Spiel sofort. 18 Einwohner erfroren in der ersten Nacht. Menschen die ich später noch dringend vermissen würde.
Am nächsten Tag hatte ich endlich genug Kohle gesammelt, dass ich den Generator starten konnte. Ein erhabendes Gefühl, wenn das erste Mal dicker Rauch aus dem Schlot dringt und Wärme in der frostigen Einöde verheißt.
Die nächsten Tage verbrachte ich damit, Zelte für die Bewohner zu errichten, die wenigstens einen rudimentären Schutz vor der Kälte bieten, die Rohstoffproduktion anzukurbeln und Nahrung zu besorgen. Schon bald merkte ich das Fehlen meiner Erfahrung im Spiel und der am Anfang gestorbenen Einwohner.
Denn schnell merkte ich, beim Aufbau einer neuen Zivilisation wird jede Hand gebraucht und das Spiel stellte mich schnell vor die ersten moralischen Entscheidungen: sollte ich Kinderarbeit zulassen, sollten die Leichen in einer Grube oder im Friedhof begraben werden, die Kranken auf Teufel komm raus behandelt (mit der Gefahr einer Amputation) oder nur am Leben gehalten werden?
So muss man als Captain der Stadt entscheiden, wie die neue Zivilisation aussehen soll. Jedes Gesetz, dass unterzeichnet wird, hat Konsequenzen. Ich habe mich gegen die Kinderarbeit ausgesprochen. Muss dafür aber ein Kinderheim errichten. Vor Amputationen schreckte ich zurück, mit der Konsequenz, dass ohne Krankenhaus die Schwerkranken nicht geheilt werden können und Betten belegen. Im Friedhof werden zwar die Toten würdevoll bestattet, jedoch dauert die Zeremonie und wertvolle Arbeitszeit geht verloren.
So ging es ein paar Tage mehr schlecht als Recht voran, bis die Temperaturen zum erstem Mal sanken.
Bei minus Vierzig Grad Celsius machte sich mein verfehlter Stadtaufbau bemerkbar. Anstatt alles so nah wie möglich um den Generator zu bauen, hatte ich einen lockeren Stadtaufbau geplant. Leider wird es mit jeder Wärmezone vom Generator entfernt kälter. Meine Krankenstation stellte dann auch schnell den Dienst ein und meine Einwohner froren in den Zelten.
Die Unzufriedenheit wuchs und die Moral sank. Die Bürger hatten bald die Nase voll von Ihrem Captain.
Immerhin rechneten sie mir meine Bemühungen um die Stadt an und verbannten mich somit nur aus der Stadt anstatt mich gleich hinzurichten.
Nun denn, so schnell war mein erster Versuch gescheitert. Aber ich war angefixt wie schon lange nicht mehr. Die Steampunkoptik ist grandios und die vielen Herausforderungen schrien nach einem neuen Versuch.
Davon aber mehr in den nächsten Artikeln.
Ein Gedanke zu „Frostpunk – Herausforderung im ewigen Eis“